Noch extremer als SpecV
Mit dem GT-R hat Nissan einen potenten Sportler an den Start gebracht. In Japan darf der GT-R bereits als noch sportlichere Version mit dem Beinamen SpecV antreten.
SpecV-Varianten haben beim GT-R schon Tradition. Kein Skyline ohne noch potentere Kleinserie. Der aktuelle GT-R trägt zwar nicht mehr die Modellbezeichnung Skyline, dennoch führt er dessen Erbe, auch in Sachen SpecV fort. Zumindest in Japan, wo jetzt die entsprechende Variante zu den Händlern rollt.
Ab 2. Februar wird der noch extremere Nissan GT-R über genau sieben ausgewählte Händler in Japan landesweit an Kunden offeriert, die quasi einen Rennwagen für den Straßeneinsatz suchen.
Zu den SpecV-Features zählen unter anderem Front- und Heckspoiler in Echtcarbon, ein Kühlergrill sowie Kühlluftkanäle ebenfalls aus Kohlefaser. Die Außenfarbe lässt jede Wahl zu, solange sie auf Opal-Schwarz fällt. Im Innenraum wurde die Rückbank komplett ausgeräumt, vorne sorgen zwei Recaro-Rennschalensitze ebenfalls aus Kohlefaser für die entsprechende Fahrer- und Beifahrerhaltung. Carbon dominiert auch die Oberflächengestaltung im Interieur.
Motorseitig setzt der SpecV auf einen geänderten Ladedruckverlauf, der besonders im mittleren Drehzahlbereich den Biturbo-V6 nachhaltig stärken soll. Zudem wurde die Auspuffanlage titan-vergütet, verzögert wird mit einer Keramikbremsanlage, die sich hinter neuen, geschmiedeten Leichtmetallfelgen aus dem Nismo-Programm verbergen. Abgerundet wird das SpecV-Paket mit noch haftfähigeren Sportpneus und einem neu abgestimmten Fahrwerk.
Zu haben ist der Nissan GT-R SpecV in Japan für umgerechnet rund 125.500 Euro. Allerdings ist die auflage des Sportlers streng begrenzt. Ob diese Variante ihren Weg auch nach außerhalb des Mutterlandes findet ist nicht bekannt.
Allradantrieb/HICAS
Erwähnenswert an den Nissan GT-R Modellen, ist vor allem das ATTESA-ETS (Advanced Total Traction Engineering System for All - Electronic Torque Split) genannte Allradantrieb und die mitlenkende Hinterachse HICAS bzw. Super-HICAS, um die frontlastige Gewichtsverteilung (57:43) und damit das Untersteuern auszugleichen. Was diesen Allradantrieb so einzigartig macht ist das Zusammenspiel der Allradlenkung mit der variablen, elektronisch geregelten Drehmomentverteilung.
Das ATTESA-System wurde schon in den Vorgängern (BNR-32/BNCR-33/BNR-34) des aktuellen GT-R (BNR-35) verbaut und ist in seiner neuesten Ausführung gründlich überarbeitet worden, was aber nichts am Grundprinzip ändert, es funktioniert quasi wie ein seitenverkehrtes ESP.
Während ESP die Räder einbremst, verteilt das ATTESA-System unter zu Hilfenahme der 2 A-LSD* genannten Differentiale, die Kraft elektronisch/hydraulisch auf, bei Bedarf, alle 4 Räder (normal 100 % hinten, bei Schlupf Verteilung bis 50:50). Ferner besitzt das System die Fähigkeit, die beiden hinteren Räder einzeln anzusprechen, um den Wagen in einen kontrollierten übersteuernden Fahrzustand zu bringen. Auf diesem Wege wird dem GT-R in langen schnellen Kurven die Untersteuertendenz genommen.
Das ATTESA-System hat noch ein weiteres kleines Gimmick. Vom Prinzip her ist der GT-R ein Hecktriebler mit Allradoption. Z. B. beim Ampelstart geht die gesamte Kraft nach hinten, daraufhin werden die Hinterräder ein wenig durchdrehen (was aber gewollt und nicht zwingend schlecht ist). Der Wagen wird in eine leichte Vorwärtsbewegung versetzt. Jetzt erst kommt der Allrad ins Spiel.
Beim Allrad mit fester Kraftverteilung (z. B. 50:50) besteht bei sehr griffigen Untergrund die Gefahr, dass sich die Reifen im Boden „festkrallen“. Es also keinerlei Schlupf gibt und die kraftübertragenden Teile extrem strapaziert werden. Das Fahrverhalten ist mit Hilfe dieser Systeme und trotz des recht hohen Eigengewicht von mehr als 1560 kg als ausgesprochen agil zu bezeichnen. Ein positiver Nebeneffekt des Gesamtsystems ist die Neutralisierung von Seitenwind, den erkennt das System durch die erhöhte Querbeschleunigung und gleicht ihn durch Anpassung des Hinteradlenkwinkels automatisch aus. Den ganzen Prozess der Kraftverteilung kann man auch über den eingebauten TFT-Monitor im Armaturenbrett verfolgen.
Der besondere Allradantrieb ist einer der Hauptgründe, warum die GTRs in der Drag-Racing- und Tuning-Szene so beliebt geworden ist. Ein weiterer Grund sind sicherlich auch die hohen Leistungsreserven des Biturbo-Graugussmotors, der im Skyline GT-R verwendet wird.