Die Qual der Motorenwahl...

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Domi
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Die Qual der Motorenwahl...

Beitrag von Domi »

Ein (nicht immer ganz ernstzunehmender) Erlebnisbericht der Motoren im Alfa Spider/GTV (Serie 916)

Also ein Alfa Romeo GTV oder Spider soll es sein, Serie 916 ab 1995? Und welcher Motor bitte schön soll seine Kraft für uns entfalten? Ein Erlebnisbericht über die jeweiligen Motoren, die es gab und angeboten werden.


1.8 Twin Spark (1.8 TS)

Das wird ein kurzes Kapitel, nicht nur weil es den Motor in Deutschland nur von 5/1998 bis 10/2000 gab. Obwohl der nominale Leistungsunterschied gegenüber dem 2.0 TS auf dem Papier vernachlässigbar erscheinen mag (200 cm³ weniger Hubraum, mit 106KW/144 PS Acht PS weniger Leistung, 169 NM Drehmoment versus 187 NM) sollte es insbesondere wegen der besseren Durchzugskraft nicht weniger als der 2.0 Twin Spark sein.


2.0 Twin Spark (2.0 TS)

Mit - je nach Emissionsstufe - 110KW/150 PS oder 114KW/155 PS des 2 Liter großen TS dagegen läßt es sich schon recht gut leben obwohl die Modelle Alfa GTV und Spider mit über 1400 kg keine Leichtgewichte sind. Sind 3000 Umdrehungen erreicht geht es mit Schwung und Drehfreudigkeit zügig voran. Der Motor läuft für einen 4-Zylinder dank Ausgleichswelle sehr kultiviert, vibrationsarm und hängt bei schönem Sound Alfa-typisch gut am Gas. Dafür braucht der 2.0 TS moderate 9 bis 11 Liter Superbenzin. Das ist für die gebotenen Fahrleistungen, besonders im offenen Spider, durchaus in Ordnung. Wer nicht rasen will ist mit diesem Aggregat auf alle Fälle gut bedient.


2.0 JTS

Mit dem Facelift im Mai 2003 hat Alfa Romeo den 2 Liter mit Benzindirekteinspritzung eingeführt. Die Nennleistung beträgt 121 KW/ 166PS, das Maximale Drehmoment 206 NM bei 3250 U/min. Dieses Aggregat erfüllt die Abgasnorm Euro 4. Es wird seit der Einführung sowohl im Spider als auch im GTV parallel zu dem 2.0 Liter Twin Spark angeboten. Der eigentliche theoretische Vorteil dieses Motors und seinem Einspritzkonzept liegt in seiner höheren Leistung bei gleichzeitig niedrigerem Verbrauch. In der Praxis ist der Unterschied zum 2.0 Liter Twin Spark jedoch eher marginal: Die Höchstgeschwindigkeit wird beim Spider mit 215 km/h angegeben (2.0 TS: 210 km/h), der Verbrauch beträgt im Drittelmix 9,2 Liter/100 km (2.0 TS: 9,2 Liter/100 km) und die Beschleunigung von 0-100 km/h 8,4 Sekunden (2.0 TS: 8,5 Sekunden)
Eine Stärke dieses Motors ist seine gute Laufkultur – dank Ausgleichswelle - und seine Drehfreude.
Die etwas spritzigere und kultivierte Alternative zum 2.0 TS.


2.0 V6 Turbo (V6TB)

Der 2 Liter 6 Zylinder Turbobenziner - er wurde in Deutschland nur im GTV angeboten - dagegen ist ein ganz anderes Kaliber. Nicht nur die 148 KW/202 PS, sondern der Turboschub der bei 2400 U/min langsam einsetzt und seinen vollen Arbeitsdruck bei 3300 U/min findet machen hier den Unterschied. Mit 271 NM Drehmoment bei 2400 U/min (mit Overboost 281 NM) hat er genauso viel Drehmoment wie der 3 Liter V6 24V, dies aber bei fast halber Drehzahl - das ist doch ein Wort. Muß es einmal ganz zügig gehen, kein Problem: Vollgas geben und der Motor macht dank Overboost mit1.1 Bar Ladedruck für 45 Sekunden ein paar extra Vitamine frei. Seidenweicher Lauf, sehr kultiviert, der Motor summt quasi. Der Unterschied in der Endgeschwindigkeit zum 3.0 24V ist nicht wichtig. Der Benzinverbrauch schon: Mit 10-11 Litern ist man im Alltag dabei - zügig gefahren. Bei permanenten Dauervollgas dürfen es auch mal 17 Liter sein. Für Turbofreunde und diejenigen, die außergewöhnliche Motoren mögen und dafür den Unterhalt aufbringen können. - Ventilspiel prüfen alle 20.000 km, Motorölwechsel alle 10.000 km. - ist dieser Motor die erste Wahl. Allerdings nur noch gebraucht, der Motor wird seit Anfang 2001 nicht mehr angeboten.


3.0 V6 12V

Im Spider gab es bis Oktober 2000 statt des 24V den älteren 12V mit 141 kW/192 PS. Der hat mehr Schub von unten, so daß er gar nicht zeigen muß, was er obenrum noch könnte. Ein schöner, kraftvoller Alltagsmotor, der sehr gut zum Spider paßt und sich auch in einem 'zivilen' GTV gut gemacht hätte. Soverän und nicht ganz so agressiv wie der 24V. Aber auch wartungsintensiver, da das Ventilspiel alle 40.000 km überprüft und gegebenenfalls eingestellt werden muß.


3.0 V6 24V

Hubraum ist durch nichts zu ersetzen - höchstens durch noch mehr Hubraum. Gut, das es den V6 24V mit 3 Litern (162 kW/220 PS) im Alfa GTV und Spider gibt. Braucht man das?

Der 3.0 24V gibt oberhalb von 4.000 U/min so brachial Leistung ab, dass er sich bei niedrigeren Drehzahlen subjektiv und vergleichsweise (!!) schlapp anfühlt. Es fällt schwer mit diesem Motor zu bummeln, weil der Motor immerzu deutlich macht, daß dort vorne die Leistung auf ihren Einsatz wartet.


3.2 V6 24V

Seit Mai 2003 ersetzt dieser Motor den 3.0 V6 24V. Er kann all das was der 3 Liter V6 24V kann – nur noch einen Tick besser. Dank seiner 177 KW (240PS) bei 6200 U/min und einem maximalen Drehmoment von 289 NM bei 4800 U/min gebührt ihm der Titel schnellster Serien Alfa. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 255 km/h, die Beschleunigung von 0-100 km/h absolviert der GTV in 6,1 Sekunden – die er ebenso wie der 2.0 JTS dank der serienmäßigen Traktionskontrolle einfacher als seine Brüder auf die Straße bringt.



Motorradfahren auf einer Maschine, die 300 km/h fährt, soll nur etwas für Leute mit guter Selbstkontrolle sein? Unsinn. Beim Motorrad ist der Fahrer viel zu dicht an der Realität. Der Fahrtwind brüllt, alles vibriert, die Sicht verschwimmt wenn der Helm gegen die Nase gepreßt wird, Tunnelblick, jede Bodenwelle gibt einen Tritt ins Kreuz und bringt die Fuhre zum Schaukeln, jeder kurzsichtige ohne-sich-umzugucken ausscherende Hutträger kann das finale Ende bedeuten. Das ist echt Arbeit am Limit, und man spürt es. Erst recht auf der Landstraße - geradeaus schnell kann jeder, aber das geschwindigkeitssteife Motorrad mit Gewalt um die Ecke zu werfen, auf unebener Straße, wenn jede zu schnell angegangene Kurve einen Abflug ins Gehölz bedeuten kann - mit entsprechender Trefferwahrscheinlichkeit - da spürt man, daß man lebt und will das auch so lassen.

Nein, viel schlimmer ist es mit dem vierrädrigen Motorrad GTV mit 6 Zylinder Maschine. Ohne Fahrtwind, entspannt im Leder-Sportsitz zurückgelehnt, den unglaublichen Motorsound von vorn, noch mehr Auspuffsound von hinten, HiFi Stereo von links und rechts. Keine direkte Lebensgefahr fühlbar, so kann sich die Sucht nach Beschleunigung und Geschwindigkeit immer weiter ausbreiten, ohne daß der Vorwärtstrieb durch Sehstörungen, beginnende Taubheit und nachlassende Körperkräfte gebremst wird.

Der Motor kann immer, und er will immer mehr. Er bettelt förmlich nach Gas. Wenn andere Motoren schon mechanisch hart arbeiten, bringt der 24V noch immer spürbar Schub, dreht höher und höher, hups - Drehzahlbegrenzer - nächster Gang, noch ein Satz nach vorn. Das Wimmern des Motors und das schaukeln der Federung, die dem heimrasenden Discobesucher die Grenze seines Fahrzeuges zeigen und ihn eventuell zur Vernunft bringen könnten - das gibt es beim GTV 24V nicht. Das Gaspedal ganz bis zum Bodenblech durchzutreten ist einfach unnötig - man will ja nicht zum Motor so brutal sein wie umgekehrt.

Der GTV ist im positiven Sinne nicht übermotorisiert. Das Fahrwerk versucht zwar, seine Anstrengung an den Fahrer weiterzumelden, erreicht aber genau das Gegenteil. Wenn der Fahrer nach einer Bodenwelle schon fast neben dem Sitz sitzt, nur vom Sicherheitsgurt gehalten, das Auto aber immer noch nicht abgeflogen ist, ergibt das ein seltsames Gefühl der Dankbarkeit. Hui, das war knapp. Klasse Fahrwerk. Das können wir aber noch schneller, oder? Hier ist definitiv Selbstkontrolle gefordert. Wer immer so fährt, wie der Motor es von ihm fordert, ist eine Gefahr für sich und andere.

Allerdings ist es ja mit den Jahren immer schwieriger geworden, sich im Auto umzubringen. Obwohl der Alfa GTV nur Fahrer- und Beifahrerairbag bietet und bei der Entwicklung die passive Sicherheit vermutlich nicht Punkt 1 auf der Prioritätenliste war, gibt einem das Auto ein Gefühl der Geborgenheit.

Noch ein paar Worte zum Unterhalt. Hier gilt die Rolls-Royce-Regel: "Wenn Sie fragen müssen, was es kostet, können Sie es sich wahrscheinlich nicht leisten." Immerhin spielt der große GTV bei den Fahrleistungen in einer Liga mit dem Porsche Boxster. Dank hydraulischen Ventilspielausgleich (außer V6 12V) und einem vorgeschriebenen Ölwechsel alle 20.000 km halten sich die Inspektionskosten im Rahmen. Echte Werkstattaufenthalte sind aber immer ordentlich teuer.
Die Ersatzteilpreise sind heftig und weil es im Motorraum recht eng zugeht, stehen bei den 6 Zylindern immer viele Arbeitsstunden auf der Rechnung.Das Auto selbst ist dank hohem Wertverlust gebraucht fast ein Schnäppchen, zumal hohe Kilometerstände kein Hindernis sein müssen. Steuer und Versicherung sind zwar hoch, liegen aber im Rahmen.
Weniger als 11 Litern Superbenzin pro 100 Kilometer verbraucht der 24V nur auf dem Autoreisezug. In der Stadt sind es mindestens 15 Liter. Dauervollgas auf der Autobahn kann einen beliebigen hohen Spritverbrauch erzeugen. Wer zügig fährt, kann mit 12-13 Litern rechnen – im 3.2 V6 auch gerne mehr.. Und das wiederum ist für das Gebotene extrem in Ordnung.
Nun aber zurück zur Ausgangsfrage: Braucht man das alles? Oder wieviel genau?
Nein, natürlich nicht. Nicht wirklich. Nicht immer. Aber es macht unheimlich viel Laune.

Zum Glück haben wir Selbstbeherrschung ja schon auf der Hinfahrt geübt, die können wir hier gleich verwenden.
Man muß ja nicht alles haben.

Oder wie schon mein Vater feststellte: Mein Problem wird vor allem sein, von diesem Trip wieder runter zu kommen.

Achtung Satire. Einige Aussagen sind bewußt überzogen formuliert. Kinder, versucht das nicht selbst.


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